Von Zugang und Teilhabe
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Intro: Intro: [Intro]
Arno: Arno: Liebe Zuhörerinnen, bevor wir starten, ein kleiner Disclaimer.
Arno: Meine wundervolle Moderatorin Eliane Gerber ist heute leider von der Heiserkeit geschlagen,
Arno: so dass sie, obwohl sie jetzt anwesend ist, heute nicht sprechen können wird.
Arno: Ich werde ihr Sprachrohr sein. Es kann aber durchaus eventuell hier und da chaotisch werden,
Arno: wenn sie dann Fragen einwirft. Wir nehmen heute via Zoom auf und dann muss ich immer wieder mal in den Sprachchat hineinschauen,
Arno: ob sich da irgendwas ergeben hat.
Arno: Ich bin jedenfalls selber gespannt, wie es heute wird.
Arno: Ein bisschen ja schließt das schon an unser heutiges Thema an, nämlich Accessibility.
Arno: Und wer wie ich sein ich sag mal sein täglich Brot mit Computerspielen verdient,
Arno: zum Beispiel mit der Erforschung ihres Designs und Ihrer Inhalte, der ist mit Sicherheit vielleicht auch schon
Arno: mal über das Spiel The Last of US 2 gestolpert.
Arno: Dabei handelt es sich um ein Horror Adventure aus dem Jahr 2020, das nicht nur sehr bekannt geworden ist,
Arno: weil es unglaublich ergreifend und düster seine postapokalyptische Geschichte erzählt,
Arno: sondern auch, weil es dafür bekannt geworden ist.
Arno: Ja, geradezu vorbildlich sein Game Design mit Blick auf Accessibility,
Arno: also auf Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen, vorangetrieben zu haben.
Arno: Und das heißt, man hat das Spiel von Anfang an so designt, dass es in großem Umfang in Bezug auf Sehfähigkeiten,
Arno: Hörfähigkeiten, auf Motorskills, also Bewegungsfähigkeiten anpassbar ist.
Arno: Und ich muss sagen, im Gamedesign sind solche umfänglichen Accessibility-Optionen derzeit noch eher die Minderheit.
Arno: Aber schon lange beschäftigen sich Designer, Designerinnen und Designer mit diesen Fragen.
Arno: Und Überraschung Wir haben heute zwei Expertinnen vor Ort.
Arno: Zwei wundervolle Gäste haben wir uns hier ans Mikro geladen, die uns hoffentlich nicht nur über diese Prozesse,
Arno: aber auch die damit verbundenen Probleme geben können.
Arno: Das ist zum einen Mo Sherif. Spricht man das so aus?
Mo: Mo: Yes, genau. Guten Morgen zusammen.
Arno: Arno: Guten Morgen. Er ist Accessibility Consultant bei der in Zürich ansässigen Stiftung "Zugang für Alle".
Arno: Er absolvierte eine Lehre als Informatiker in einer Softwarefirma machte danach bei Zugang für alle die Weiterbildung zum Accessibility
Arno: Spezialisten und aufgrund seiner eigenen Erblindung wird er tagtäglich mit dem Thema Accessibility konfrontiert.
Arno: Erstmal wie gesagt herzlich willkommen.
Arno: Du bist Berater für Accessibility.
Arno: Damit ist das Wirkungsfeld der Stiftung Zugang für alle eigentlich schon recht gut beschrieben,
Arno: oder?
Mo: Mo: Richtig. Genau. Also wir geben Workshops, unterrichten Entwickler,
Mo: wie sie Produkte accessible machen können und beraten Banken, Versicherungen usw.
Arno: Arno: Ja, da kannst du uns nachher sicher noch mehr erzählen.
Arno: Wir sind aber heute hier zu viert.
Arno: Als weiteren Gast habe ich Beatrice Kaufmann begrüßen.
Arno: Beatrice ist Grafikdesignerin, hat bis vor kurzem bei uns am Institute of Design Research als wissenschaftlich
Arno: künstlerische Mitarbeiterin Gewirkt.
Arno: Sie hat sich. Ich hoffe, ich habe das jetzt auch richtig verstanden,
Arno: dabei bereits intensiv mit Signaletik bei gesellschaftlich marginalisierten Gruppen auseinandergesetzt.
Arno: Beatrice Ja, mittlerweile hast du ja das Institute for Design Research leider,
Arno: leider verlassen. Kannst du uns in drei Sätzen erklären, was du jetzt machst?
Arno: Weil das ist ja meines Wissens durchaus auch verwandt mit unserem heutigen Thema.
Beatrice: Beatrice: Ja genau. Hallo zusammen, ich habe mich tatsächlich weniger mit Signaletik beschäftigt,
Beatrice: als vielmehr mit zugänglicher Kommunikation, inklusiver Kommunikation auch über Sprachgrenzen oder kognitive Barrieren
Beatrice: hinweg. In meiner Forschung und ich bin auch immer noch ein klitzeklein wenig am Institute of Design Research tätig mit einem
Beatrice: Forschungsprojekt, das ich zusammen mit dem Institute of Patient Centered Digital Health,
Beatrice: der THI an der Berner Fachhochschule mache, wo es darum geht, Design Guidelines für digitale Gesundheitslösungen für ältere
Beatrice: Personen zu entwickeln. Und ja, das Institute of Design Research verlassen habe ich wegen eines Startups,
Beatrice: das wir gegründet haben. Das ist aus einem Forschungsprojekt heraus entstanden.
Beatrice: Wir haben eine digitale Kommunikationshilfe entwickelt, die bei Sprachbarrieren im Gesundheitswesen unterstützen soll,
Beatrice: und zwar hauptsächlich bildbasiert, aber auch in Kombination mit Übersetzungen.
Beatrice: Dieses möchten wir jetzt hoffentlich zum großen Erfolg bringen.
Arno: Arno: Also ich habe ja eben von The Last of US 2 schon kurz gesprochen, also einem Best Practice Beispiel wollen wir
Arno: erst mal noch positiv bleiben. Und ihr sagt mir mal vielleicht, wo sich für euch in puncto Accessibility in den letzten Jahren am
Arno: meisten sichtbar etwas ja vorwärts entwickelt hat?
Mo: Mo: Ja, also ich merke es vor allem dort, dass die Medien jetzt ständig darüber sprechen,
Mo: dass es immer mehr Kunden gibt, die halt auch sagen, wir wollen das gerne barrierefrei haben.
Mo: Man merkt halt auch, dass das Thema mittlerweile doch einen Status hat,
Mo: der mehr als nice to have ist.
Beatrice: Beatrice: Ja, ich denke auch, dass das Ankommen im gesellschaftlichen Diskurs ein wichtiger Schritt ist.
Beatrice: Ich gucke auch oft nicht nur auf das digitale Tool selber, sondern auch,
Beatrice: wie es eingebettet ist in Prozesse.
Beatrice: Und da finde ich zum Beispiel auch gut, gerade jetzt diese Diskussion beispielsweise zur Abschaffung der Billettautomaten bei den
Beatrice: SBB und nur noch auf die digitale Lösung setzen, dass es eben jetzt einen Prozess gegeben hat,
Beatrice: dass auch Leute sagen Hey, wenn wir kein Smartphone haben, können wir kein Billet mehr lösen.
Beatrice: Und dass solche solche Diskussionen dann auch eben vertieft geführt werden,
Beatrice: dass man guckt, wie kann man die gesamte Gesellschaft mitnehmen in neue Entwicklungen?
Arno: Arno: Mhm. Würdest du sagen, das ist auch also wirklich generell mittlerweile der Fall oder ist das ich sag
Arno: mal, wir hatten ja vorhin noch den Begriff nice to have und eher dann doch bei den staatlichen
Arno: Institutionen oder bei den großen Firmen, die sich sozusagen auch leisten können.
Beatrice: Beatrice: Das kann ich nicht so gut beurteilen.
Beatrice: Ich sehe häufig halt die guten Beispiele.
Beatrice: Und da ich, wie soll ich sagen, ein wenig limitierter Userin bin, fällt es mir auch vielleicht nicht immer so
Beatrice: auf, aber du kannst das sicher besser beurteilen.
Mo: Mo: Klar, die staatlichen Behörden, die haben meist keine Wahl.
Mo: Aber ich finde auch, man merkt auch bei kleinen Privatfirmen das Ja sagen.
Mo: Exability ist ein spannendes Thema.
Mo: Das sollten wir jetzt wirklich quasi durchgehen.
Arno: Arno: Stellst du da bei euch in der Stiftung auch einen Zuwachs an interessierten Kunden fest?
Mo: Mo: Definitiv. Also es gibt auch sehr, sehr spezielle Kunden, die dann plötzlich kommen,
Mo: die zum Beispiel im Gaming Bereich sind.
Mo: Also man merkt halt, dass das Thema jetzt gerade sehr sehr in ist.
Arno: Arno: Ihr tragt ja beide an verschiedenen Stellen dazu bei, Gebrauchsobjekte letztlich zugänglicher zu machen.
Arno: Wie genau kann man sich diesen Prozess vorstellen?
Arno: Also wie würde das jetzt bei euch im Alltag aussehen, wenn ihr jetzt an so einen so ein Tool oder an irgendeine Software oder was
Arno: auch immer rangeht?
Beatrice: Beatrice: Also ich denke, ein wichtiger Aspekt, nach dem wir oft oder eigentlich immer arbeiten.
Beatrice: Ist das der Begriff des User Centered Design oder des Human Centered Design?
Beatrice: Eigentlich noch größer gesprochen, dass wir eigentlich immer schauen,
Beatrice: was sind die Bedürfnisse der Leute, die das schlussendlich nutzen,
Beatrice: Das Tool oder den Service oder was auch immer?
Beatrice: Und wenn möglich diese auch einbeziehen in die Entwicklung desselben,
Beatrice: so dass das wir wirklich auch wissen, dass das diese Bedürfnisse abgeholt sind und vor allem dann auch in iterativen Tests
Beatrice: laufen, diese wieder einbeziehen und schauen, dass wir das wirklich so machen können,
Beatrice: dass es für alle von Nutzen ist.
Mo: Mo: Wir testen eigentlich immer mit den WCAG, Das ist der STANDARD für digitale Barrierefreiheit und oft ist es halt so,
Mo: dann kommt ein Kunde, dann kommt es darauf an, was für ein Projekt es ist.
Mo: Oft ist es so Wir starten mit der Sensibilisierung, weil es ist jetzt nicht so,
Mo: dass viele nicht möchten, sondern oft ist es halt einfach so, man weiß es nicht und darauf baut man dann
Mo: weiter, weiter auf, indem man die Entwickler schult.
Mo: Und wenn es dann so weit ist, zum Beispiel, dann testen wir die Seite eben mit den WCAG,
Mo: Dann nehmen wir die Verstöße direkt auf und geben hierzu Lösungsvorschläge.
Arno: Arno: Kannst du kurz sagen, wofür WCAG steht?
Mo: Mo: Web Content Accessibility Guidelines.
Arno: Arno: Ah, okay. Ja. Und das heißt, das ist ein internationaler Standart,
Arno: der dann in diesem Kontext angewandt wird?
Mo: Mo: Richtig? Genau. Das ist ein STANDARD vom WWW, von World Wide Web Consortium.
Arno: Arno: Ich habe mich gerade gefragt, als du vorhin auch gemeint hast, dass staatliche Institutionen jetzt nicht
Arno: unbedingt eine Wahl haben, solche Richtlinien auch umzusetzen.
Arno: Kannst du da mehr sagen? Also was es da an gesetzlichen oder rechtlichen Kontexten gibt,
Arno: die Institutionen vielleicht auch dazu verpflichten.
Mo: Mo: Also in der Schweiz ist es so, dass eben staatliche Behörden wie der Bund und Gemeinden wobei man hier jetzt sagen muss
Mo: Gemeinden müssen zwar, aber man sieht relativ häufig, dass das nicht unbedingt gemacht wird.
Mo: Das ist jetzt in der Schweiz. Privatfirmen müssen in der Schweiz jetzt nicht Genau.
Mo: Und ab Juli 25 ist der Exibility Act in der EU aktiv.
Mo: Und dort ist es halt so, der verpflichtet auch Privatfirmen.
Mo: Also es kommt darauf an wie groß usw aber grundsätzlich müssen dann auch Privatfirmen barrierefrei sein.
Mo: Aktuell ist es so, die Schweiz muss noch nicht, aber das Wird aktuell bearbeitet,
Mo: ist das Behindertengleichstellungsgesetz und das wird vermutlich bis 27 bearbeitet und es wird
Mo: vermutet, dass das auch in die Richtung von der EU geht, dann.
Arno: Arno: Das führt mich ein bisschen auch zu der Frage zum einen was bedeutet überhaupt der Begriff Barrierefreiheit in diesem Kontext?
Mo: Mo: Barrierefrei ist die Möglichkeit, dass du selbstständig beispielsweise Tickets buchen kannst.
Mo: Oft fragen mich dann Kunden Ja, aber sie können doch direkt bei uns anrufen.
Mo: Aber das ist dann nicht unbedingt barrierefrei.
Beatrice: Beatrice: Ja, wir arbeiten auch oft mit dem Leben, mit dem Prinzip des Universal Design oder inklusive Design,
Beatrice: das eigentlich die Accessibility oder die Barrierefreiheit Einschließt.
Beatrice: Also. Und da verstehen wir darunter, dass das eben die Tools so gestaltet sind,
Beatrice: dass das Menschen mit Beeinträchtigungen sie nutzen können, uneingeschränkt.
Beatrice: So wie mir das jetzt gesagt hat. Aber eigentlich wäre der Anspruch,
Beatrice: dass auch Leute mit geringer Lesefähigkeit oder ältere Personen oder Menschen eben fremdsprachige Menschen diese
Beatrice: Tools nutzen können, also dass sie so gestaltet sind, dass alle Menschen eigentlich damit umgehen können.
Beatrice: Das wäre so der Anspruch von Universal Design.
Arno: Arno: Was denkt ihr, was sind hier so die größten Missverständnisse oder Fehlannahmen,
Arno: die man auch bezüglich dieses Themas Accessibility gewöhnlich hat,
Arno: gerade was solche Designprozesse angeht?
Mo: Mo: Oft höre ich zum Beispiel wenn etwas schön ist, dann kann es nicht barrierefrei sein.
Mo: Das ist so ein Trugschluss, der oft irgendwo scheinbar herumschwirrt.
Beatrice: Beatrice: Das wollte ich auch sagen. Es ist wirklich, das schließt sich nicht aus.
Beatrice: Also eine eine ästhetisch schön gestaltete Webseite kann sehr wohl barrierefrei sein.
Beatrice: Das hat ja sehr viel mit dem Coding zu tun, das dahinter liegt, wie man die.
Beatrice: Den Inhalt dann auch. Ich weiß nicht genau, wie man das sagt, wie man das klassifiziert,
Beatrice: dass eben Überschriften als Überschriften erkennbar und lesbar sind.
Beatrice: Dann.
Mo: Mo: Genau. Genau. Dass die Semantik quasi da ist.
Mo: Genau.
Arno: Arno: Die Eliane schreibt gerade im Chat.
Arno: Ich kann das jetzt genauso vorlesen.
Arno: Wir hätten auch das hat sie vorher schon gesagt, von wegen Accessibility.
Arno: Wir hätten auch einen Text to Speech Tool nutzen können.
Arno: Ja, da kann ich ein Lied von singen, schreibt sie.
Arno: So viel, so viel Design. Literatur ist nur als gestaltetes PDF verfügbar und das lässt sich nur mit großen Hürden als Text to Speech
Arno: lesen. Jetzt ganz kurz Auch wenn ihr über Design von digitalen Inhalten sprecht,
Arno: was sind so also in euren jeweiligen Feldern auch die und oder auch im Alltag Herausforderungen über die von
Arno: Zugänglichkeit?
Mo: Mo: Bei mir ist es oft so, dass eben vor allem die Semantik fehlt.
Mo: Beispielsweise ganz grob gesagt man ist in einem Onlineshop und dann kannst du die Zahlung jetzt nicht durchführen.
Mo: Eigentlich das Wichtigste bei einem Onlineshop und das funktioniert dann teilweise nicht.
Arno: Arno: Was heißt Semantik in dem Fall zum Beispiel?
Mo: Mo: Semantik ist, wenn man das in Word übersetzen wollen würde.
Mo: Semantik ist das, was man im Word Formatvorlagen sagt.
Mo: Beispiel in diesem Beispiel jetzt mit diesem Onlineshop kann es sein,
Mo: dass du Zahlungsoptionen hast. Zum Beispiel eben Visa Card, Mastercard,
Mo: twint usw. Und wenn du dann mit einem Screenreader beispielsweise drauf gehst,
Mo: dann siehst du zwar die Optionen, die Radiobuttons, aber du weißt nicht,
Mo: ist das jetzt twint Ist das jetzt Mastercard oder ist es doch postfinance.
Beatrice: Beatrice: Ich wollte ein Beispiel nennen aus dem Gesundheitswesen.
Beatrice: Ich beschäftige mich ja oft mit mit dem Fremdsprachigen, also mit Hürden,
Beatrice: die fremdsprachige Patientinnen haben im Gesundheitswesen und da ist es oft so,
Beatrice: dass eben Informationen sehr hochschwellig zur Verfügung gestellt werden.
Beatrice: Sei es, dass es nicht in verschiedenen Sprachen verfügbar ist, sei es,
Beatrice: dass die Sprache eben sehr akademisch auch ist, viele Fremdwörter nutzt,
Beatrice: lange Sätze nutzt. Und das verhindert dann, dass diese Menschen die Informationen eigentlich,
Beatrice: dass sie zugänglich ist für sie oder auch ihn beispielsweise Arzt Patientinnen Gesprächen,
Beatrice: dass es nur über die Sprache funktioniert.
Beatrice: Du kriegst keine schriftlichen Informationen, die du nachher vielleicht noch übersetzen kannst oder googeln kannst.
Beatrice: Also du bist eigentlich wie Du gehst dann aus diesem Untersuchungszimmer raus und wenn du nicht verstanden hast,
Beatrice: was dir gesagt wurde, dann ist die Info einfach weg.
Beatrice: Was dann auch halt oft dazu führt, dass Leute dann beispielsweise Medikamente falsch einnehmen oder öfter wieder
Beatrice: zurückgehen. Kehren auf die Notaufnahme oder so, weil sie nicht verstanden haben,
Beatrice: was sie welche Behandlung sie machen müssen.
Arno: Arno: Ich höre so ein bisschen raus. Also dass Übersetzung letztlich ein ganz großes Problem ist,
Arno: weil auch jeweils überhaupt nicht klar ist, wer die, also welche Zielpersonen am Ende,
Arno: am anderen Ende der des des Rechners in dem Fall sitzt oder am anderen Ende des Bildschirms.
Arno: Wie geht man damit um, dass man ja eben, wie du sagst, teilweise komplexe Inhalte für unglaublich
Arno: unterschiedliche Zielgruppen zugänglich machen können, sollte oder muss?
Beatrice: Beatrice: Also ich denke, wenn man einfach wenn man die Komplexität der Informationen reduziert,
Beatrice: dann hilft das allen Menschen. Also es gibt ja auch Studien, die besagen,
Beatrice: dass Leute nur 20 % von dem verstehen, was ihnen die Ärztinnen mitteilen.
Beatrice: Also wenn man das schon mal reduziert, das Komplexitätslevel, dann hilft das schon ganz vielen.
Beatrice: Und wenn dann dahinter auch noch eben zum Beispiel eine sinnführende Semantik steckt jetzt auf digitalen Kontexten,
Beatrice: dann gibt es auch weniger Barrieren für beispielsweise sehbehinderte Menschen.
Arno: Arno: Um wen geht es denn bei Zugänglichkeit im üblichen Fall?
Arno: Also du bist ja Beatrice, hast ja zum Beispiel auch von älteren Personen gesprochen,
Arno: von Personen mit einem anderen sprachlichen Hintergrund.
Arno: Bei mir, bei euch wird es eher um vermutlich eher um Leute mit körperlichen Behinderungen gehen.
Arno: Würde ich jetzt schätzen oder liege ich da falsch?
Mo: Mo: Also grundsätzlich ist es so, dass die WCAG die umfasst verschiedene Arten,
Mo: also eben körperliche, also neurologische.
Mo: Genau, ich glaube. Was man aber jetzt auch nicht vergessen darf, ist,
Mo: dass Barrierefreiheit jetzt kommt eigentlich jedem zugute, weil zum Beispiel wenn man jetzt ein Kind hat und man hat einen
Mo: Wagen Kinderwagen. Das ist jetzt zwar jetzt nicht die digitale Barrierefreiheit,
Mo: aber das ist auch eine Barrierefreiheit.
Mo: Die merkt man halt dann, wenn man jetzt ein Kind hat und es gibt keine Rampe.
Mo: Das hat dann solche Sachen. Ich glaube halt, dass Barrierefreiheit eigentlich ob jetzt digital oder eben physisch,
Mo: kommt eigentlich jedem zugute.
Beatrice: Beatrice: Genau. Eine Rampe stört ja niemanden.
Beatrice: Aber sie hilft denen, die die Treppe nicht nehmen können.
Arno: Arno: Was sind denn so also gerade aus Vielleicht auch aus deiner Erfahrung die größten Fehler,
Arno: oder? Oder die Sachen, die fast immer bei solchen, ja bei euren Beratungen zum Beispiel
Arno: auftreten?
Mo: Mo: Oft merken wir halt, dass Semantik komplett unterschätzt wird.
Mo: Oder noch ein anderer Fehler projekttechnisch jetzt, dass das Thema Barrierefreiheit halt erst am Schluss kommt.
Mo: Dann wundert man sich, dass das teuer wird und solche Sachen.
Arno: Arno: Das heißt, eigentlich müsste man es machen wie bei Beatrice, im Human Centered Design hieß das,
Arno: glaube ich, dass man von vornherein versucht, das von Schritt eins in die Prozesse mit einzuschließen.
Mo: Mo: Genau.
Beatrice: Beatrice: Und ich denke auch was du gesagt mal gesagt hast, ist sicher.
Beatrice: Eben, wenn man das erst im Nachhinein macht, ist das teuer, aber oft oder sehr teuer.
Beatrice: Aber oft kommt halt auch der Einwand, dass das ist ja, das ist teuer.
Beatrice: Wenn wir jetzt noch User mit einbeziehen und Workshops machen, das braucht wahnsinnig viel Zeit.
Beatrice: Wir machen das halt oft im Forschungscontent, im Forschungskontext kannst du das einfach machen oder einfacher machen als vielleicht
Beatrice: in einem wirtschaftlichen Umfeld.
Beatrice: Aber eigentlich denke ich auch, unter dem Strich ist es günstiger,
Beatrice: wenn man es von Anfang an einbezieht, als wenn man am Schluss dann Fehler korrigieren muss,
Beatrice: die man hätte vermeiden können. Also ich vielleicht noch als Beispiel das Swiss Centre for Design and Health in Biel.
Beatrice: Das ist ja aus dem aus der FH entstanden.
Beatrice: Die beschäftigen sich ja da vor allem mit Spitalplanungen Und da ist es für sie auch enorm wichtig,
Beatrice: dass man eigentlich schon ganz zu Beginn ein.
Beatrice: Also die die Benutzer oder die Benutzerinnen einbezieht in diese Prozesse.
Beatrice: Bevor man ein Spital baut und nicht nachher die Räume optimieren muss.
Beatrice: Aber das sagen sie auch. Es ist wirklich wie ein Umdenken auch in der Branche,
Beatrice: dass man das von Beginn weg macht.
Arno: Arno: Können wir mal an einem konkreten Beispiel zeigen, wie man denn an ein solches Projekt herangeht und wie dabei auch wirklich ganz
Arno: konkret euer Arbeitsalltag aussieht?
Mo: Mo: Bei uns ist es jetzt so, da kommt ein Kunde und oft ist es so, dass wir mit ihm einen Workshop machen.
Mo: Aufgrund des Workshops setzt dann der Kunde die Sachen um, dann gibt er uns das zum Testen und wir spielen ihm
Mo: die Resultate zurück. Dann ist es halt so ein Lob.
Mo: Also das kann man jetzt nicht pauschal wirklich sagen, wie es denn weitergeht.
Mo: Je nach dem will wie der Kunde eben auch zertifizieren.
Mo: Aber das ist mal so grob. Eine kleine Zusammenfassung.
Arno: Arno: Hast du da vielleicht konkrete Beispiele von euch?
Mo: Mo: Ein Beispiel ist also ich kann jetzt nicht direkt über Kundenprojekte reden,
Mo: aber Banken ist jetzt so eine Sache, die sind oft da oder Versicherungen,
Mo: Krankenkassen zum Beispiel. Aber es kann auch eine ganz simple Seite sein,
Mo: eine ganz statische Seite. Das gibt es auch, aber das ist viel, viel weniger.
Mo: Oft sind es wirklich komplexe Seiten mit ganz vielen Widgets, Komplexen Verkaufsprozessen zum Beispiel.
Arno: Arno: Das sind sehr wahrscheinlich dann auch solche Firmen, die auch sehr viel Kundenverkehr dann haben,
Arno: oder?
Mo: Mo: Richtig, richtig. Genau.
Arno: Arno: Bei dir selber ist es ja so Du hast ja gesagt, du benutzt einen Screenreader.
Arno: Kannst du jetzt zum Beispiel an dem Beispiel mal beschreiben, wie das funktioniert überhaupt und wie das in deinem Alltag dann
Arno: nutzbar ist.
Mo: Mo: Genau. Also ein Screenreader ist eine Software, die den Screen des Computers vorliest und den Screen.
Mo: Den kann man jetzt mit Shortcuts steuern.
Mo: Das heißt, wenn man jetzt zum Beispiel auf einer Page ist und man drückt die Taste H,
Mo: dann springt der Screen zum nächsten semantischen Heading und dann ist es halt oft so,
Mo: zum Beispiel wenn die Semantik fehlt.
Mo: Oft ist es so, der Sehende weiß wo die Haupt, wo die Hauptnavigation startet,
Mo: weil sie ist visuell so gemacht. Man weiß okay, das ist das Hauptmenü.
Mo: Mit einem Screenreader weiß man das allerdings nicht, es sei denn eben man macht das semantisch auch so.
Mo: Man könnte jetzt zum Beispiel eine versteckte Heading setzen, die dem Screener sagt,
Mo: das ist die Hauptnavigation.
Arno: Arno: Sind diese grundlegenden Applikationen, die man jetzt im digitalen Raum zumindest hat,
Arno: sind die eigentlich schon ganz gut auf solche AccessIbilityfragen eingestellt.
Arno: Also vom Betriebssystem zu den, wie wir es jetzt hier haben, mit Zoom oder ähnliche.
Arno: Ja sag mal, Großanbieter, sind die schon ganz gut darauf eingestellt oder herrscht da auch noch ziemlicher
Arno: Nachholbedarf?
Mo: Mo: Tatsächlich sind so groß wie man wie Microsoft Google grundsätzlich gut unterwegs.
Mo: Fragt sich nur noch wie lange. Aber grundsätzlich sind wir eigentlich gut unterwegs.
Arno: Arno: Beatrice Wie sieht es bei dir aus?
Arno: Wie geht ihr an so ein Projekt ran?
Beatrice: Beatrice: Eigentlich starten wir grundsätzlich mit User Research, also dass du wirklich auf die potenziellen Nutzenden zu gehst,
Beatrice: die befragst. Was sind die Probleme?
Beatrice: Was? Wie gehen Sie diese an? Was wünschen Sie sich?
Beatrice: Wo sind die Hindernisse? Und dass man dann aufgrund der Ergebnisse mal schaut,
Beatrice: mal eingrenzt, wo. Wie könnte eine Lösung ungefähr aussehen?
Beatrice: Und dass man dann ins Prototyping geht, das kann man mit oder ohne Nutzende machen und dann mal erste Ideen Ansätze
Beatrice: skizziert, verschiedene Varianten und diese dann auch wieder durchtestet mit potenziellen Nutzenden und so dann mit der Zeit über so
Beatrice: diverse Iterationsschleifen zu einem Ergebnis kommt.
Arno: Arno: Sprechen wir hier auch von Webseiten oder wovon sprechen wir hier auch?
Beatrice: Beatrice: Ja, also so sind wir beispielsweise bei der App Talking Pictures, wo wir das Startup gegründet haben,
Beatrice: vorgegangen. Dann haben wir zuerst eine große Umfrage gemacht bei.
Beatrice: Also wir haben uns zuerst auf den Use Case Kinder Notfall festgelegt.
Beatrice: Da haben wir bei großen KindernotFallstationen gefragt, was sie was wie,
Beatrice: was das Thema Sprachbarrieren in ihrem Alltag für Auswirkungen hat.
Beatrice: Wie groß das Problem überhaupt ist Und dann aufgrund dessen haben wir dann mit spezifisch mit mit Pflegefachfrauen,
Beatrice: die dort arbeiten, dann noch vertiefte Interviews geführt und diese haben dann auch teilgenommen an an diesen User Tastings,
Beatrice: wo wir die ersten Prototypen ausgetestet haben.
Arno: Arno: Also wir sprechen jetzt vor allem von Webseiten und Apps, aber das Thema dürfte ja vermutlich viel,
Arno: viel größer sein, oder?
Beatrice: Beatrice: Also es ist ja wie auf alle designten Objekte Umgebungen Services anwendbar.
Arno: Arno: Was sind denn da so ethische Probleme, die in diesem Bereich auftreten können?
Arno: Weil unser großes Überthema für diese Staffel Design macht.
Arno: Gesellschaft ist ja Ethik und Design.
Arno: Deswegen würde ich gerne mal in dem Bereich nachfragen.
Beatrice: Beatrice: Ein Ding ist sicher die Kosten, dass dann Unternehmen finden Hey, lohnt sich das überhaupt für die drei
Beatrice: Leute, die das nicht sehen können, das aufzubereiten?
Beatrice: Das ist jetzt ein bisschen lapidar gesagt, aber ja, dass man das irgendwie abwägt.
Beatrice: Dann finde ich auch. Ja, von der Entwicklerseite her oder Designseite her.
Beatrice: Ist das immer auch Ja, wie, Wie kann ich mich ein.
Beatrice: Wie kann ich mich einfühlen? Wie kann ich wirklich die Probleme verstehen?
Beatrice: Ich bin auch in der Schweiz sozialisiert, Eine Akademikerin weißer Hautfarbe.
Beatrice: Was macht das auf meinem mein Design aus.
Beatrice: Also diese eigenen Überlegungen darin, wie kann ich Leute eben einbeziehen und zwar richtig einbeziehen,
Beatrice: Nicht einfach nur so Pseudobeteiligung machen.
Beatrice: Das ist immer ein großes Thema bei uns.
Beatrice: Wie können wir jetzt zum Beispiel.
Beatrice: Also wir haben auch ein Projekt gemacht mit kognitiv beeinträchtigten Jugendlichen zum Thema Ernährung,
Beatrice: wo wir wirklich auch in so Behinderteninstitutionen gegangen sind,
Beatrice: mit ihnen Workshops gemacht. Und dann stellen wir die Frage ja, wie fest ist das jetzt wirklich Partizipation und was können sie
Beatrice: beitragen und wie können wir das wirklich aufnehmen und dann quasi sie ihnen gerecht werden in der Umsetzung von von Designs?
Arno: Arno: Dann kannst du noch ein bisschen mehr über euren Universal Design User Centered Design Zugang sprechen und inwiefern
Arno: der in diesem Bereich Zugänglichkeit eine besondere Rolle spielt.
Arno: Und auch besonders, was Design Forschung in diesem Kontext tun kann.
Beatrice: Beatrice: Also ich finde es sehr wichtig, dass das Design, also ich finde es.
Beatrice: Oder sollen wir sagen, das Design sollte eigentlich die, die keinen Nutzenden stigmatisieren?
Beatrice: Also wenn ich jetzt extra eine Version für ältere Menschen mache und die ist dann halt so gelabelt mit das ist für Ältere,
Beatrice: dann fühlen sich diese Personen dann auch stigmatisiert und es gibt auch Forschung dazu,
Beatrice: die das dass dann eben ältere Personen diese Lösungen, sagen wir jetzt mal so ein EmergencyTelefon für Senioren innen gar nicht
Beatrice: benutzen, weil es eben quasi sie als alt abstempelt.
Beatrice: Also das ist so ein bisschen. Was es sicher vermeiden sollte das Design.
Beatrice: Also wenn ich von Universal Design sprechen, würde ich etwas wollen,
Beatrice: das einfach für alle funktioniert und nicht und und halt.
Beatrice: Große Schrift braucht oder oder viel Kontrast, aber das merkt man dann eigentlich gar nicht als sogenannter normaler User.
Arno: Arno: Also dieser Fingerzeig auf einzelne Zielgruppen ist eher schädlich als gewinnbringend sozusagen.
Beatrice: Beatrice: Aus meiner Sicht. Ja.
Mo: Mo: Das ist ein cooles Beispiel gewesen.
Mo: Beatrice Das mit dem Switcher, das sieht man oft tatsächlich, dass du meinst,
Mo: du hast eine Version, die ist für jeden gemacht.
Mo: Und dann gibt es eine spezielle Version, die ist für Leute gemacht,
Mo: die zum Beispiel schlecht sehen. Das heißt, man.
Arno: Arno: Sollte eigentlich von vornherein für alle designen.
Arno: Kann man das überhaupt? Wie siehst du das?
Mo: Mo: Das geht definitiv. Also ich bin eigentlich davon überzeugt, dass es geht.
Beatrice: Beatrice: Also ich denke auch, das kann, das muss nicht so sein, dass das eine Design für alle funktioniert.
Beatrice: Aber dass das Design vielleicht auch so angelegt ist, dass ich es für mich adaptieren kann,
Beatrice: also dass ich eben die Schriftgröße selber größer einstellen kann und dass ich das auch finde.
Beatrice: Und ich weiß, dass es das gibt. Also das ist nicht irgendwo versteckt ist,
Beatrice: denke ich sehr wichtig.
Arno: Arno: Ja, das finde ich zum Beispiel bei diesem Spiel, das ich eingangs erwähnt habe,
Arno: auch wirklich hervorhebenswert, dass es von vornherein eben so ausgelegt ist,
Arno: dass es dass man von vornherein weiß, es gibt diese Optionen und die sind auch eben so zugänglich,
Arno: dass es jeder für sich einstellen kann und auf so viele individuelle Individualisierungsmöglichkeiten einem
Arno: anbietet, ohne eben in eine bestimmte Richtung von vornherein zu zielen.
Arno: Dass da zumindest ein großer Teil möglicher Spielerinnen auch mit abgeholt wird.
Beatrice: Beatrice: Oder ein Beispiel wäre. Auch ich habe mit dem Verlag gesprochen.
Beatrice: Die machen, die vertreiben Bücher zur Ausbildung von Pflegefachpersonen und da ist es oft so,
Beatrice: dass das viele Leute diesen Beruf erlernen, die halt erst seit kurzem in der Schweiz sind,
Beatrice: dass Deutsch noch ein Problem ist und dass die bieten jetzt für viele dieser Lernbücher oder Lehrbücher dann wie eine Version in
Beatrice: einfacher Sprache an oder dass komplexe Grafiken dann einfach erklärt sind und dass du dir dann eigentlich,
Beatrice: wenn du das brauchst, kannst du diese einfache Sprache noch lesen und und ansonsten,
Beatrice: wenn du es nicht brauchst, kannst du einfach das normale Buch lesen.
Arno: Arno: Aber widerspricht das nicht gerade dem, was du gesagt hast, Beatrice?
Arno: Dass das etwas Separates macht? Etwas, was stigmatisiert?
Beatrice: Beatrice: Nein, weil es ist wie ein integraler Teil dieses Lehrbuchs.
Beatrice: Du kannst das in Anspruch nehmen oder nicht?
Beatrice: Und schlussendlich ist es so, dass die Lehrabschlussprüfung.
Beatrice: Da musst du quasi den Inhalt des komplexen Buches können.
Beatrice: Aber diese Schlaufe über die einfache Sprache hilft dir dann, den komplexen Inhalt zu verstehen und wiedergeben zu können.
Arno: Arno: Also ich glaube, dieses Optionale ist generell ein sehr wichtiger Punkt.
Arno: Also dass man einfach ganz im Sinne von Autonomie, also sich sich über sich selber und seine eigene Entscheidung verfügen,
Arno: einfach selber entscheiden kann, was man macht oder was man nicht macht. Jetzt wäre eine ganz wichtige Frage,
Arno: die mir auch in den Sinn kommt. Wie also, wenn ich euch gefragt habe,
Arno: wie geht man da ran? Das ist ja nur sehr schwierig, komplexe Inhalte einfacher zu machen oder zugänglicher zu machen.
Arno: Wie? Welche Prioritäten setzt man da?
Mo: Mo: Grundsätzlich ist es halt so Es gibt natürlich gewisse Fälle, die sind für ein Projekt,
Mo: für eine Seite wichtiger als jetzt.
Mo: Ganz, ganz andere Zum Beispiel Man ist in einem Flow drin und du möchtest natürlich jetzt den Kauf durchführen.
Mo: Und der Erfolg des Kaufs ist natürlich wichtiger als zum Beispiel,
Mo: dass es keine Liste ist, semantisch gesehen.
Mo: Und dann schaut man halt zuerst darauf, dann auf das zweite.
Beatrice: Beatrice: Ich denke auch, man ist sicherer.
Beatrice: Man muss sicher priorisieren, was wirklich die wichtigen Elemente sind,
Beatrice: die zugänglich sein müssen für alle und was nice to have ist.
Beatrice: Und dann startet man mit den wichtigen Dingen.
Arno: Arno: Priorisiert man hier auch zwischen verschiedenen Zielgruppen?
Speaker6: Speaker6: Nein, nein.
Arno: Arno: Die die Frage, die stellt sich ja, weil man ja sicher auch weiß Ich sag mal,
Arno: es gibt eher Leute, die sich in puncto Lesbarkeit eine.
Arno: Ja auf Auf diese Dinge zugreifen als in puncto.
Arno: Dass sie weiß ich nicht eingeschränkt sind in ihren Hörfähigkeiten usw deswegen einfach nur die Frage.
Beatrice: Beatrice: Ja, ich denke auch hier ist vielleicht das Multioptionale.
Beatrice: Eine Antwort, dass es mir eben mehrere Möglichkeiten anbietet.
Beatrice: Und ja, das ist sicher auch hier vielleicht in der Wirtschaft, im Alltag dann eine Frage der Finanzierung oder der
Beatrice: Ressourcen, die man hat, wie viele Optionen man wie tief anbieten kann und will.
Speaker6: Speaker6: Was ich mich.
Arno: Arno: Auch schon zwischendurch mal gefragt habe ist hat es also mir kommt es ein bisschen so vor,
Arno: als hätte es auch vielleicht auch mit der Erfindung des Smartphones oder überhaupt dieser digitalen Revolution,
Arno: die wir in den letzten 20, 30 Jahren durchgemacht haben, auch hier ja so etwas wie ein
Arno: Paradigmenwechsel gegeben hat. Also was ich denke ist, dass es vorher aber da habe ich jetzt wirklich keine Ahnung,
Arno: Ihr müsst mich berichtigen, wenn ich falsch liege.
Arno: Wenn man vorher irgendeine Behinderung hatte, war es sehr viel mehr von den eigenen Ressourcen finanziell,
Arno: technisch, sozial abhängig. Ja, Teilhabe an der Gesellschaft zu haben,
Arno: als es vielleicht heute ist, wenn man schon auf dem Smartphone oder auf dem Laptop oder auf dem Tablet was auch immer
Arno: deutlich mehr niederschwellige Angebote hat, hier eben sich an Gesellschaft,
Arno: an Kommunikation usw beteiligen zu können, ist das ein Eindruck, der täuscht oder bin ich da mit meinem
Arno: Nichtwissen auf einer richtigen Spur?
Mo: Mo: Also das ist sicherlich so, weil ich habe von Leuten bereits gehört.
Mo: Anfang der 80er studiert haben, die blind waren und die haben dann teilweise.
Mo: Die mussten dann ihre Sachen auf dem Tonband aufnehmen lassen.
Mo: Und wenn ich mir das so heute vorstellen, also ich studiere jetzt auch nebenbei und wenn ich mir das so vorstellen würde,
Mo: ich glaube ich. Ich. Also ich glaube, das wäre too much.
Mo: Aber das zeigt halt auch wenn man kann, dann kann man.
Mo: Also wenn man jetzt muss, dann hat man keine Wahl und man muss sich eben selbst irgendwie behilflich sein.
Beatrice: Beatrice: Ja, du hast vorhin auch noch das Smartphone erwähnt.
Beatrice: Ich denke, das war gerade auch. Ich denke am Anfang eine große Hürde,
Beatrice: aber vielleicht siehst du das anders, weil mit diesen Touchscreens es hat keine Knöpfe mehr oder nur noch einen,
Beatrice: dann muss der wie die Navigation anders funktionieren als vorher.
Beatrice: Wenn man. Oder als wenn man einfach eine Tastatur hat, wo bestimmte Buttons für eine bestimmte Funktion stehen.
Beatrice: Das ist auch eine große technische Herausforderung war es gewesen,
Beatrice: dass das eben dann kompatibel ist, dass eben das Smartphone durch Leute,
Beatrice: die nicht sehen, bedient werden kann.
Mo: Mo: Das ist sicherlich ein Punkt, was allerdings eben auch ein Vorteil war bei den Smartphones.
Mo: Es war halt so, dass das der Screenreader und das die Vergrößerung bereits automatisch drauf waren.
Mo: Früher war es so, man musste sich eine externe Software jetzt kaufen,
Mo: für das Nokia zum Beispiel und das ging dann auch ins Geld.
Mo: Und heute kann man sich ein Samsung ein iPhone kaufen und dort hast du den Screenreader und die Vergrößerungssoftware
Mo: quasi dabei. Immer. Und das ist natürlich ein Riesenvorteil.
Arno: Arno: Wie kann ich mir das generell vorstellen?
Arno: Also wie gesagt, ich bin total unbeleckt in dem Thema.
Arno: Funktioniert das dann vor allem über Sprachsteuerung?
Mo: Mo: Genau, also der Screenreader. Also wenn der dann wirklich aktiv ist auf dem Smartphone.
Mo: Den kann man dann mit Gesten steuern.
Mo: Es ist halt so wenn er aktiv ist, dann sind die Gesten nicht gleich wie für Sehende natürlich.
Mo: Aber dann kann man zum Beispiel mit einem Finger nach rechts oder links wischen,
Mo: dann liegt das wieder das Element vor, zum Beispiel Nachrichten.
Mo: Und wenn du es jetzt aktivieren willst, klickst du dann mit einem zwei Klick drauf ein Finger,
Mo: zwei Klick und dann ist es aktiv und es gibt dort einige Gesten, die dir quasi die Möglichkeit geben,
Mo: relativ zügig durch den Screen zu springen.
Beatrice: Beatrice: Also ich war letzthin bei einem Workshop, wo es darum ging, dass man auszuprobieren.
Beatrice: Für Leute, die für sehende Personen mit diesem ScreenreaderNavigation einfach sind,
Beatrice: zu sensibilisieren. Und ja, das war ganz.
Beatrice: Das war wirklich interessant, weil ich glaube auch, es ist ein Umgewöhnen dieser Gesten und und
Beatrice: ich war erstaunt, wie wie wahnsinnig schnell man sich das vorlesen lassen kann.
Beatrice: Und eben Leute, die sich das gewöhnt sind, das dann auch tatsächlich verstehen.
Beatrice: Für mich war es eine totale Überforderung und wir hatten dann so Aufgaben,
Beatrice: wo man irgendwie musste, etwas rausfinden musste auf einer Webseite.
Beatrice: Und ja, es ist interessant als Erfahrung eben als sehende Person, das mal anders zu machen.
Beatrice: Wir hatten dann auch so Brillen an, dass wir nicht auf den Bildschirm gucken.
Beatrice: Ich glaube, solche Dinge werden schon interessant, dass das eben solche Workshops angeboten werden,
Beatrice: dass Leute das da mal teilnehmen können und das ausprobieren, einfach damit man mal weiß,
Beatrice: wie das ist.
Arno: Arno: Was würdet ihr euch denn wünschen, dass Designerinnen über Zugänglichkeit wissen?
Arno: Also vielleicht auch wo liegen da noch die größten blinden Flecken?
Arno: Was das Wissen über diese Bereiche angeht.
Mo: Mo: Oft höre ich, ja, also ja, es ist eine kleine Subgruppe, aber das stimmt nicht.
Mo: Die Statistik zeigt, es sind über 20 %, also knapp 20 %.
Mo: Und klar, viele sind jetzt älter, aber auch.
Mo: Also das hört man relativ oft, dass man sagt ja, die Subgruppe ist einfach kleiner,
Mo: aber das stimmt nicht.
Beatrice: Beatrice: Ich denke, das ist auch ein Problem, dass das in der Designausbildung kaum thematisiert wird.
Beatrice: Also jetzt in einem Bachelorstudiengang kommt das eigentlich kaum vor.
Beatrice: Und ich denke, da wäre sicher auch das wäre wichtig, dass man das eigentlich schon in der Ausbildung mal gehört hat und thematisiert
Beatrice: hat, Projekte gemacht hat, das ausprobiert hat, damit das einem auch bewusst ist,
Beatrice: dann später in der gestalterischen Praxis.
Arno: Arno: Ich glaube, das ist auch generell ein Problem der Teilhabe.
Arno: Dass Menschen mit Behinderungen sich also lange Zeit technisch nicht so gut einbringen konnten in gesellschaftliche Diskurse.
Arno: Ich weiß nicht, wie das mittlerweile auch von von den ich sag mal in NGO Strukturen,
Arno: institutionellen Strukturen usw ist, dass es da auch lange Zeit eher eine schwache Lobby gab.
Arno: Und wo du sagst, 20 % der Gesellschaft sind im Prinzip von diesem Thema betroffen und das ist
Arno: ja schon ein wahnsinniger Anteil.
Arno: Und wenn man mal. Wir leben leider in einer kapitalistischen Gesellschaft,
Arno: aber wenn man das mal umschlägt, das da liegt ja auch ganz ganz viel Geld begraben.
Arno: Und eigentlich sollte allein schon aus dieser Sicht das Interesse ja auch riesengroß sein daran,
Arno: oder?
Mo: Mo: Es ist ja schon so , also ich sag halt immer also viele Blinde würden gerne das Geld ausgeben,
Mo: aber wenn der Onlineshop jetzt nicht barrierefrei ist, dann wechseln sie den Onlineshop.
Mo: Und oft ist es auch so, in diesen Gruppen ist es halt auch oft so,
Mo: man sagt dann vermeide diesen Shop, der ist nicht barrierefrei.
Mo: Das führt natürlich zu einem schlechten Bild.
Beatrice: Beatrice: Ja, ich denke auch, eben viele diese Gruppen hatten oder haben eine schlechte Lobby.
Beatrice: Denke jetzt, für gewisse Gruppen gilt das sicher nicht.
Beatrice: Und ich. Aber ich glaube, das liegt dann auch zum Beispiel in der Verantwortung von von Hochschulen,
Beatrice: von Forschung, dass eben zum Beispiel spezifisch Gelder gesprochen werden für Forschung in diesem Bereich,
Beatrice: die eben zum Beispiel weniger gut erschlossen ist und wenig Lobby hat,
Beatrice: dass man eben diese Themen dann auch in den gesellschaftlichen Diskurs bringt,
Beatrice: dass man Lösungen entwickelt, die dann vielleicht auch aufgenommen werden können von der Wirtschaft.
Arno: Arno: Wie funktioniert denn da der Austausch in der Community und von der Community auch zum in Anführungszeichen Rest der Gesellschaft.
Mo: Mo: Oft gibt es ja die Verbände oder die die die geben dann solche Sachen weiter.
Mo: Ich muss halt sagen, Verbände ist halt immer so eine Sache, weil die halt oft nur auf deren Gruppe,
Mo: was ja logisch ist, aber das führt.
Mo: Das kann dann dazu führen manchmal, dass Sachen zwar gut gemacht werden,
Mo: aber dann für eine zweite Gruppe eher schlecht und deswegen bin ich da immer ein wenig kritisch gegenüber.
Arno: Arno: Könnte man auch ein bisschen mehr Universal Design sozusagen gebrauchen?
Speaker6: Speaker6: Genau.
Arno: Arno: Wollt ihr vielleicht noch ganz kurz zum Abschluss sagen, wie ihr überhaupt bei diesem Thema gelandet seid?
Mo: Mo: Ja, können wir machen. Also nach der Lehre als Informatiker habe ich mir überlegt,
Mo: was könnte ich tun? Und weil ich schon Vorwissen Wissen hatte bezüglich des Themas und weil ich selbst betroffen bin,
Mo: war ich der Ansicht, dass ich doch etwas dazu beitragen könnte.
Mo: Und so bin ich dann ins Thema gerutscht.
Beatrice: Beatrice: Ja, ich bin eigentlich über ein Projekt noch im Studium.
Beatrice: Ich habe an der ZHDK Visual Visuelle Kommunikation studiert und da hatten wir ein Projekt,
Beatrice: wo es darum ging, mit der WHO zusammen sowie [?] Birth Assistance Kit zu machen sowie ein Set,
Beatrice: was Ganz einfach. Also Handschuhe und eine Spritze.
Beatrice: Und um eben gewisse Informationen wie bei einer Geburt ein Säugling gepflegt werden muss,
Beatrice: die Mutter gepflegt werden muss, die dann in von der WHO in unzugänglichen Gebieten mit unzureichender
Beatrice: Gesundheitsversorgung verteilt werden sollten, um eine Geburt sicherer zu machen.
Beatrice: Und wir hatten da als Studierende die Aufgabe, mal diese diese visuellen Instruktionen zu überdenken.
Beatrice: Und das war so wie der Anfang. Weil ich bin immer.
Beatrice: Ich war immer schon sehr bildaffin.
Beatrice: Ich liebe Piktogramme, ich liebe Flugzeug safetykarten usw und dann einfach so diese diese gedankliche Switche.
Beatrice: Das kann man ja auch nutzen um um eben Personen zu unterstützen, die vielleicht nicht lesen können.
Beatrice: Genau. Und von da bin ich dann irgendwie in die Forschung reingerutscht und das hat mich nicht losgelassen bis jetzt.
Arno: Arno: So. Letzte Frage Was von der Vergangenheit sozusagen in die Zukunft?
Arno: Was wünscht ihr euch denn für die Zukunft?
Arno: Also und wie? Wo seht ihr euch in diesem, in diesem Wünschen für.
Arno: Für die Zukunft?
Mo: Mo: Also ich persönlich würde es gut finden, wenn es auch immer mehr Smart Home Produkte gibt,
Mo: die barrierefrei sind. Man ist da auf einem guten Weg, aber ich wünsche mir,
Mo: dass es STANDARD, dass es zum STANDARD wird.
Mo: Genau. Und ich glaube, wir sind da auf einem guten Weg.
Mo: Und das wird sich in den nächsten 12 bis 15 Jahren wird das STANDARD sein.
Mo: Und ich hoffe auch, dass das dann auch mit den allein fahrenden Autos auch ein Thema.
Mo: Dann wird nach zehn, 15 Jahren.
Speaker6: Speaker6: Ja.
Beatrice: Beatrice: Das mit dem STANDARD finde ich super Anspruch, den man haben sollte.
Beatrice: Ich finde wirklich eben solche solche inklusiven Tools Services Designs,
Beatrice: die sollten zum STANDARD werden, weil das auch ein gewisses Maß an Chancengleichheit gibt.
Beatrice: Also mir wäre es ein Anspruch, dass wir als solidarische Gesellschaft eben alle mitnehmen und nicht nur einige.
Speaker6: Speaker6: Ich finde, das.
Arno: Arno: Sind ausgezeichnete letzte Worte in dieser Folge von euch.
Arno: Ich finde es ehrlich gesagt auch mal schön, dass man auch mal ein Thema hat,
Arno: bei dem ich zumindest den Eindruck habe, dass es generell eine sehr positive Bewegung gibt.
Arno: Das ist ja bei unseren Themen, gerade Ethik im Design nicht immer der Fall.
Arno: Umso mehr habe ich mich auch gefreut, dass ihr von euren Erfahrungen hier erzählt habt,
Arno: dass ihr ja auch von euren Eindrücken erzählt habt.
Arno: Und vielen Dank noch mal an euch beide, Beatrice, dass ihr euch die Zeit genommen habt,
Arno: von eurer Arbeit zu erzählen.
Speaker6: Speaker6: Sehr gerne.
Beatrice: Beatrice: Ich hoffe, es bleibt bei den positiven Bewegung.
Beatrice: Wenn ich mir jetzt die Wahlen in den USA anschaue.
Mo: Mo: Dachte ich mir auch vorher.
Arno: Arno: Vielen Dank auch an Lilian, die als stumme Zeugin hier bei uns zugegen war und die mich immer wieder mit
Arno: Fragen gefüttert hat zwischendurch.
Arno: Es war schön, dass du auch, auch wenn man es nachher nicht hören wird,
Arno: einfach dabei warst. Ohne dich wäre es nur halb so schön.
Mo: Mo: Du könntest ja ihre Schreibe einbauen, weißt du das?
Mo: Klack, klack, klack, klack, klack.
Speaker6: Speaker6: Klack. Stimmt. Aber sie hatte.
Arno: Arno: Die ganze Zeit das Mikrofon ausgeschaltet.
Arno: Und deswegen habe ich sie jetzt nicht auf Band.
Beatrice: Beatrice: Da kannst du ja einen Sound einbauen.
Speaker6: Speaker6: Beifügen.
Mo: Mo: Genau.
Arno: Arno: Ich suche einfach so ein paar lizenzfreie Samples.
Arno: Ja, liebe Zuhörerinnen, wir freuen uns, dass auch ihr hoffentlich Spaß an dieser Folge hatte.
Arno: Wir werden weiter in jetzt gar nicht mehr so vielen Folgen dieses Thema der Ethik,
Arno: des Designs, der Designethik verfolgen.
Arno: Erzählt uns doch mal, welche Fragen euch beschäftigen.
Arno: Erzählt uns, was ihr auch in diesem Bereich Accessibility für Erfahrungen gemacht habt.
Arno: Wir Ja, wir freuen uns über alle Kommentare.
Arno: Wie immer erreicht er uns via Portal LinkedIn.
Arno: Und so weiter und so fort. Wo eben diese ganzen Kontakte mittlerweile sich im Netz finden lassen.
Arno: Und weitere Hinweise findet ihr wie immer in den Shownotes.
Arno: Vielen Dank noch mal! Wie gesagt, für euer Interesse.
Arno: Wir freuen uns, wenn ihr uns geneigt bleibt und hören und ja, eigentlich nur hören uns beim nächsten Mal.
Arno: Tschüss.
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